Jagdmesser
Die Art des Messers für den Jäger
Es gibt eine breite Palette von Messerarten, die für Jäger von Bedeutung sind. Dazu gehören Jagdnicker, Jagdmesser, Outdoormesser, Filetiermesser, Abfangmesser und Wildverarbeitungsmesser wie das Ausbeinmesser.
Jagdmesser
Jagdmesser sind vielseitig einsetzbar. Sie sind in der Regel sehr stabil und besonders griffig, denn sie müssen verschiedenen Aufgaben der Jagd gerecht werden, um sich zu einem langfristigen Begleiter zu mausern.
Jagdnicker
Traditionelle Jagdnicker hingegen besitzen eine schmalere Klinge, welche eine recht hohe Klingenrückenbreite aufweist. Jagdnicker werden speziell dafür konstruiert, um das Wild abzunicken, sprich, es wird ein Stich zwischen den Halswirbeln angesetzt, um das Rückenmark zu durchtrennen. Jagdnicker können aufgrund der soliden Stabilität aber als reguläres Jagdmesser für die Jagd genutzt werden.
Outdoormesser
Sogenannte Outdoormesser sind zumeist noch etwas stabiler und weisen hohen Klingenrückendurchmesser auf, da sie zumeist für anspruchsvolle Arbeiten wie das Spalten von Holz, das sogenannte Batoning, oder das Schnitzen zum Einsatz kommen.
Filetiermesser
Filetiermesser spiegeln die grazilsten Messer in unserem Sortiment wider. Die Klingen der Filetiermesser sind zumeist sehr dünn ausgeschliffen, damit sie optimal durch das Schnittgut gleiten. Desweiteren werden die Klingen dieser Messer zumeist aus weichem Stahl wie dem 1.4116 gefertigt, damit die Flexibilität beim Arbeiten gewährleistet wird.
Abfangmesser
Abfangmesser sind traditionelle Werkzeuge für die Jagd, welche dazu dienen, Wild in Notsituationen abzufangen oder den finalen Stich zu setzen. Klassische Abfangmesser sind beispielsweise die Saufänger oder Hirschfänger.
Ausbeinmesser
Ausbeinmesser finden in der Wildverarbeitung ihren Platz. Sie dienen dazu, das Fleisch vom Knochen des Tieres zu lösen. Sie sind zumeist, ebenso wie die Filetiermesser, flexibler und zumeist mit einem hygienischen Kunststoffgriff ausgestattet, weisen aber eine bauchigere Klinge auf, die sogenannte Trailing-Point-Klinge, die beim Ablösen des Fleisches hilfreich ist. Ebenso weisen diese Messer dünne Klingenrückenbreiten auf und sind somit sehr filigran.
Klingengeometrie
Klingenlängen
Für reguläre Jagdmesser und Jagdnicker sind Klingenlängen von 8-15 cm die optimale Wahl. Kürzere Klingen im Bereich von 8 oder 10 cm sind vor allem für Rehwild oder Niederwild geeignet.
- Klingenlängen von 11-15 cm sind in der Regel sinnvoll, wenn es auf die Jagd des größeren Wildes wie Damwild, Rotwild oder Schwarzwild geht.
- Klingen über 12 cm dürfen in der Regel nicht öffentlich geführt werden (Waffengesetz "WaffG §42a"). Ausnahmen sind hier jedoch das sogenannte "Berechtigte Interesse", worauf auch die Jagd zurückfällt. Somit können diese Messer bei der Jagd ohne Probleme genutzt und geführt werden, jedoch sind diese Messer nur ab 18 Jahren erwerblich.
Klingenform
Die Klingenform ist ausschlaggebend für die Aufgaben des Messers. Nachfolgend erwähnen wir die bedeutendsten Formen, die für die Jagd Anwendung finden.
- Die meisten Allroundeigenschaften besitzt die sogenannte Droppointklinge, welche eine bauchförmige Klingenform aufweist und somit optimal für das aus der Decke schlagen und generelle Schneiden geeignet ist.
- Abfangmesser wie z. B. Saufänger oder Hirschfänger weisen die Klingenform der Dolche auf und sind beidseitig angeschliffen, um ein optimales Eindringen zu gewährleisten.
- Spearpointklingen eignen sich ebenfalls für Stichaufgaben, allerdings sind diese lediglich einseitig angeschliffen und besitzen einen schmaleren Klingenbauch.
- Die Clip-Point-Klinge oder auch Hechtklinge ist eine Klingenform, welche eine hochgeschwungene Spitze besitzt. Sie ist somit, aufgrund des weiten Bauches, für das Häuten (Abbalgen) als auch für die Verarbeitung von Fleisch sehr gebräuchlich. Ebenso besitzt sie gute Sicheigenschaften.
Klingenstabilität
- Die Stabilität spielt eine große Rolle in der Welt der Jagdmesser. Diese ist nicht nur wichtig, damit durch die Minimierung von Schartenbildung die Schneidfähigkeit optimal beibehalten wird, sondern damit das Messer unter hohem Druck nicht verbiegen kann und so die Schneidpräzision beeinträchtigt. Wir empfehlen eine minimale Klingenrückenbreite von ca. 3,5 mm für Messer ab 10 cm Klingenlänge. Vor allem feststehende Messer sind die erste Wahl, wenn man maximale Stabilität benötigt. Bei der Nutzung von feststehenden Jagdmessern sollte darauf geachtet werden, eines mit durchgehendem Erl zu kaufen, denn dieser durchgehende Erl sorgt für das Maximum an Stabilität unter starker Belastung.
- Ebenso sollten Taschenmesser eine solide Gesamtstabilität aufweisen. Besonders wichtig ist hier ist die saubere Verarbeitung des Messers. Alle beweglichen Teile sollten stramm sitzen, die Grundstabilität gegeben ist. Ein zwischenzeitliches Ölen der beweglichen Teile (Kugellager und Scheiben) verlängert die Lebensdauer des Messers. Damit die Beweglichkeit der Teile nach Gebrauch durch eingedrungenen Schmutz nicht negativ beeinflusst werden, sollte das Taschenmesser bestenfalls nach Gebrauch mit Wasser gereinigt werden.
Klingenstahl
Der Klingenstahl entscheidet ebenso über die Stabilität als auch über die Nachschärfbarkeit der Klinge.
Edelstähle
Reguläre Edelstähle wie der altbewährte deutsche Stahl 1.4114 besitzen ein weicheres Gefüge und sind in der Regel flexibler und einfacher nachzuschärfen als moderne Hochleistungsstähle. Deswegen sind diese auch besonders funktionelle Allroundstähle für Messer. Diese Stähle müssen jedoch öfter nachgeschäft werden, da sie die Schärfe schneller wieder verlieren.
Moderne Hochleistungsstähle
Unter "Hochleistungsstahl" versteht man heutzutage in der Regel Messerstähle, die pulvermetallurgisch hergestellt wurden. Diese weisen härtere Gefüge auf, was bedeutet, dass diese Klingenmaterialien nicht so oft nachgeschärft werden müssen und die Schärfe lange beibehalten. Zudem lassen sich die Schneiden schärfer ausschleifen als reguläre Standard-Stähle. Allerdings sollte für das Nachschärfen, aufgrund der Härte des Materials, mehr Zeitaufwand eingeplant werden.
Carbonstähle
Carbonstähle sind die Urväter der Stähle. Sie haben zwar den Nachteil, dass die Klingen rosten, allerdings sind sie nicht nur leicht nachzuschärfen, sie sind in der Regel sehr hart und weisen hohes Schärfepotenzial auf. Generell gilt es für die Jagd jedoch darauf zu achten, Edelstähle einzusetzen, damit der Rost nicht zum Ärgernis wird. Sollten Sie sich doch für Carbonstahl entscheidend, gilt es diesen durch regelmäßiges Ölen vor Rost zu schützen, dann steht dem Schneideerlebnis nichts im Wege.
Griffmaterial
Was bringt es ein scharfes und stabiles Messer in den Händen zu halten, wenn es nicht optimal in der Hand liegt? Genau: Nur Ärger! Denn, um vernünftig mit dem Jagdmesser arbeiten zu können, sollte es griffig und besonders rutschfest sein, damit das Arbeiten sicher und angenehm ist.
Verbundstoffe Micarta & G10
Der Verbundstoff Micarta wird aus Kunstharz und (zumeist) Stoff-Fasern wie Jute, Leinen oder Baumwolle hergestellt und ist besonders feuchtigkeitsresistent und griffig. Ein weiter Pluspunkt dieses Griffmaterials ist der exzellente Schutz gegen Stoßschäden.
Auch der Verbundstoff G10 profitiert von diesen Eigenschaften. G10 wird jedoch aus Glasfasern und einem Kunstharz hergestellt und ist noch etwas härter als Micarta.
Griffmaterial aus Hirschhorn
Hirschhorn ist, anders als der Name erwarten lässt, eine Knochensubstanz. Es eignet sich optimal für die Verwendung als Griffmaterial bei Jagdmessern und Taschenmessern, da es eine unvergleichliche Struktur besitzt, welche einen guten Grip gewährleistet. Zudem sind Messergriffe aus Hirschhorn ein optischer Hingucker, da jeder Griff aufgrund der natürlichen Färbung einzigartig ist.
Messergriffschalen aus Holz
Messer-Griffschalen aus Holz, wie z. B. Olivenholz, haben den Vorteil, dass sie durch den hohen Ölgehalt ebenfalls sehr feuchtigkeitsresistent sind und sich in der Hand warm und angenehm anfühlen. Sie lassen sich aufgrund der dichten Poren schnell und einfach reinigen. Zwischenzeitliches Ölen der Holzgriffe verleiht dem Messergriff wieder ein wunderschönes glänzendes Finish, pflegt das Holz und macht es wieder feuchtigkeitsresistenter.
Das Nachschärfen mit einem Messerschärfer oder Schleifstein
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine stumpf gewordene Messerklinge zu schärfen. Grundsätzlich ist der Schleifstein die universellste und effektivste Methode. Durch einen (je nach Stahlsorte) regelmäßigen Abzug auf dem Stein, bleibt die Schärfe optimal erhalten. Generell sollte beachtet werden, dass der Abzug auf einem Schleifstein einen konstanten Schleifwinkel von 20-25° aufweist.
Durchzieh-Messerschärfer
Ein Durchziehschärfer besitzt bereits vorgegebene Schleifwinkel, welche das Schärfen des Messers erleichtern und Anfänger dabei unterstützen, den Schleifwinkel konstant zu halten. Dies sorgt für einen regelmäßigen Schliff und beugt Fehler beim Schleifprozess vor. Somit kann Ihr Messer in sehr kurzer Zeit auf eine angemessene Gebrauchsschärfe gebracht werden. Ein Nachteil dieser Messerschärfer ist der hohe Materialabrieb bei Gebrauch. Diese Messerschärfer die optimale Lösung für schnelle Schärfe – auch für unterwegs.
Schleifsteine
Schleifsteine, wie z. B. der "Japanische Wasserstein", eignen sich perfekt zum Nachschärfen von Klingen. Diese werden in den meisten Fällen befeuchtet (je nach Stein entweder mit Wasser oder mit Öl), um den Schleifprozess zu unterstützen. Der Schleifstein hat außerdem den Vorteil, dass Sie selber entscheiden können, welchen Schleifwinkel Ihr Messer haben soll. Die Handhabung mit Wassersteinen bedarf es allerdings etwas Übung, denn es ist besonders wichtig beim Schleifprozess den Winkel konstant zu halten, um ein optimales Ergebnis erzielen zu können. Sobald Sie sich mit diesen Schleifsteinen aber einmal vertraut gemacht haben, wird das mit schärfsten Ergebnissen belohnt.
Schärfstäbe
Schärfstäbe sind vor allem für das Nachschärfen geeignet. Sie bestehen entweder aus Keramik, Stahl oder Diamantstaub und sollten in einem Schleifwinkel von ca. 20° in einem gleichmäßigen Zug verwendet werden. Hierbei ist es wichtig, stets die gesamte Länge der Klinge zu bearbeiten, um ein gleichmäßiges Schleifergebnis zu erzielen.
Beim Schärfen des Messers gilt es immer darauf zu achten, dass gleichmäßig viel Material von der Schneide abgetragen wird und der Schleifwinkel stets konstant bleibt. Nur so lässt sich ein optimales Ergebnis erzielen.